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Pressemitteilung: Nach öffentlicher Beleidigung - Strafanzeige und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Professor Jörg Baberowski

Die beiden studentischen Vertreterinnen im Akademischen Senat (AS) der Humboldt-Universität, Bafta Sarbo und Juliane Ziegler erstatten Strafanzeige und reichen Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Geschichtsprofessor Jörg Baberowski ein, nachdem er sie öffentlich in seinem Facebookpost vom 19. August 2019 als „unfassbar dumm“ und „linksextreme Fanatiker“ (sic!) beleidigt hatte.

„In seiner Rolle als Professor und Angehöriger der Universität hat Herr Baberowski damit die Ebene der sachlich-politischen Auseinandersetzung verlassen. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung von Baberowski und eine Distanzierung der Universität von solchen Aussagen gegenüber ihren Gremienvertreter_innen“, kommentiert João Fidalgo, Referent für Finanzen.

Der Facebookpost war in Reaktion auf ein Interview in einem Deutschlandfunkbeitrag vom selben Tag1 erschienen. Dort hatten die beiden Vertreterinnen bezweifelt, dass Baberowskis wissenschaftliche und politische Ausrichtung sich mit den Prinzipen der HU hinsichtlich Antidiskriminierung und Diversität, insbesondere im Kontext des Programms für geflüchtete Wissenschaftler_innen, Academics for Peace, deckten. Sie betonten, dass seine fehlende Distanz zu Rechtsradikalen eine größere Gefahr für die Wissenschaft darstelle als informierte Diskussionen und eine fundierte Kritik seines Vorhabens ein Institut für vergleichende Diktaturforschung zu gründen.

„Baberowskis Anhänger haben unsere Kritik online ziemlich schnell durch rassistische Beleidigungen, Drohungen und dubiose Einträge auf rechten Webseiten bestätigt,“ sagt Juliane Ziegler, „worum es denen geht, ist studentische Kritik als political correctness zu diffamieren und mundtot zu machen und nicht die Wissenschaftsfreiheit zu verteidigen. Das kann man auch an Forderungen die Gender Studies oder studentische Selbstverwaltungen abzuschaffen deutlich sehen, die aus der gleichen politischen Ecke kommen.“

Seit im Januar 2019 Teile der öffentlichen Unterlagen zu dem Gründungsantrag des o.g. Instituts durch den damaligen studentischen Vertreter João Fidalgo veröffentlicht wurden, hatten Teile der medialen Öffentlichkeit das wiederholt als Verstoß gegen vermeintliche „wissenschaftliche Gepflogenheiten“ dargestellt. An der Humboldt-Universität wurden daraufhin der bisher öffentliche Zugang zu den Protokollen des Akademischen Senats auf HU-Mitglieder beschränkt und rückwirkende Sanktionsmöglichkeiten diskutiert.

„Mit dieser neuen Regelung ist es die Universitätsleitung und der Diskurs um angeblich geleakte Dokumente, die instransparent sind und eine öffentliche Diskussion verhindern“, sagt Feline Schleenvoigt, Referent_in für Studierende mit Kind. „Angesichts der Tatsachen, dass hier studentische Vertreter_innen wiederholt für ihre Arbeit diskreditiert werden, dass studentisches Mitspracherecht an Universitäten allgemein immer weiter abgebaut wird und dass wir keine große Tageszeitung im Rücken haben, sind juristische Schritte eine der wenigen Möglichkeiten, die uns bleiben um die Arbeit studentischer Vertreter_innen und ihre Kritik gegen Diskreditierungsversuche zu verteidigen!“


1 19.08.2019, Deutschlandfunk: Sebastian Engelbrecht, Ärger an der Humboldt-Uni - Vorerst kein Zentrum für Diktaturforschung.

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  • erstellt:14.10.19, 04:53
  • geändert:19.11.20, 07:19