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Pressemitteilung des RefRat der HU Berlin zu Andrej Holm

Seit der Ankündigung, dass der mittlerweile ehemalige Wissenschaftliche
Mitarbeiter des Instituts für Sozialwissenschaften an der HU Berlin,
Andrej Holm, Staatsekretär im Bereich Wohnen der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und Umwelt des Rot-Rot-Grünen Senats wird, sieht sich
dieser einer medialen Diskreditierungs-Kampagne seitens konservativer bis
rechter Kreise gegen seine Person ausgesetzt.

Inhalt dieser Diffamierungen ist der Bezug zu seiner Stasi-Vergangenheit
sowie die Verleumdung von Holm als ‚linksextrem‘. Die Skandalisierung
einer Person als "linksextrem" entspringt nicht selten einer
totalitarismustheoretischen Annahme über das politische Spektrum einer
Gesellschaft. Demnach sei eine vermeintliche politische Mitte der
Gesellschaft Hüterin von Demokratie und Freiheit, während am linken und
rechten Rand die selben antidemokratischen Positionen vorherrschten. Diese
Ideologie ermöglicht es auch der HU eine Gleichsetzung von linken und
rechten Positionen vorzunehmen und sich so von Andrej Holm zu
distanzieren.

Andrej Holm genießt über Deutschland hinaus wissenschaftliche Anerkennung
als Gentrifizierungsforscher, der auch in seiner Forschung konsequent
linke und mit den von Verdrängungsprozessen betroffenen Menschen
solidarische Positionen vertritt. Das ist letztlich der Grund für die
Hetze gegen ihn seitens konservativer Kreise.

Insbesondere vor dem Hintergrund der bedingungslosen Solidarität seitens
der Universität gegenüber offen rechten Professor_innen, ist die mangelnde
Solidarisierung mit Holm seitens der HU nicht nachvollziehbar.
Offensichtlich misst die  Humboldt-Universität mit zweierlei Maß, wenn sie
umgehend kritische Proteste gegen rechte Professor_innen, u.a. einem
aktiven Mitglied der rechten Partei "Alternative für Deutschland (AfD)",
auf der Grundlage von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit verurteilt,
jedoch Holm ihre Solidarität verweigert. Als Andrej Holm 2007 Opfer
haltloser Anschuldigungen, Inhaftierung und Überwachungsmaßnahmen durch
die Bundesanwaltschaft wurde, hat die Universität schon einmal gegenüber
der Presse Andrej Holm die Solidarität entzogen und keinen Beitrag zu
Holms gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Rehabilitation geleistet –
es gilt, diesen Fehler nicht noch einmal zu wiederholen.

Die Humboldt-Universität verharmlost die Gefahr von rechts und zeigt sich
zugleich unfähig dazu, Angehörige der Universität in Schutz zu nehmen. Das
Bekenntnis zu einem toleranten und respektvollen Umgang miteinander zeigt
sich wieder als leeres Versprechen angesichts rechter Hetze. Die Forderung
nach Respekt und Meinungsfreiheit in vermeintlicher politischer
Neutralität verliert dort ihren Gehalt, wo rechte Positionen, die diese
zusätzlich explizit in Frage stellen, geschützt werden, während linke
diffamiert werden.

Der Referent_innenRat fordert das Präsidium der HU Berlin auf, der
medialen Diskreditierungs-Kampagne nicht noch mehr Schwung durch politisch
zweifelhafte Äußerungen zu verleihen, die Überprüfung seitens der
Stasi-Unterlagenbehörde abzuwarten und sich klar zu Holms
wissenschaftlicher und fachlicher Expertise zu bekennen.
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  • erstellt:19.12.16, 00:46
  • geändert:29.03.17, 17:30